France Prešeren
 

Slowenischer Nationaldichter (1800 - 1849)
 
Welches Land hat schon ein Trinklied, noch dazu ein Friedens-Trinklied, als Nationalhymne? Welches Land hat schon einen Kulturtag als Nationalfeiertag? Nur die Slowenen. Den Text zu dieser Friedens-Trinklied-Hymne schrieb der slowenische Nationaldichter France Prešeren 1844. Sein Todestag, der 8. Februar, ist der slowenische Kultur-Nationalfeiertag. Dabei gibt es nicht einmal ein authentisches Bild von ihm, das zu seinen Lebzeiten entstanden wäre. Alle Bilder von France Prešeren entstammen dem Gedächtnis seiner Zeitgenossen. Auch seine Silhouette auf der slowenischen 2-EURO-Münze:
 
Der Schriftzug unter seinem Porträt ("Shivé naj vsi naródi") ist eine ältere Transkription der ersten Zeile der Nationalhymne, deren Melodie übrigens ein Musikpädagoge aus Ljubljana (Laibach), Stanko Premrl, bereits 1905 als Chorsatz komponiert hatte:
 

Žive naj vsi narodi
ki hrepene doèakat' dan,
da koder sonce hodi,
prepir iz sveta bo pregnan,
da rojak
prost bo vsak
ne vrag, le sosed bo mejak!

Es sollen leben alle Völker,
die sehnend warten auf den Tag,
dass unter dieser Sonne
die Welt dem alten Streit entsag!
Frei sei dann,
jedermann,
nicht Feind, nur Nachbar mehr fortan!


Jede der acht Strophen des zur Nationalhymne avancierten Friedens-Trinkliedes ähnelt text-zentriert der Silhouette eines Wein-Trinkglases.

Wer ist dieser France Prešeren? Er gilt als der bekannteste slowenische Dichter. Er wurde am 3. Dezember 1800 in Vrba (im damaligen Herzogtum Krain), nicht allzu weit von Bled, geboren. Er starb am 8. Februar 1849 in Kranj (Krainburg).

Er war das dritte Kind aus einem angesehenen Bauernhof in Ribnica (früher Reifnitz in Unterkrain). Weil er schon sehr früh eine Ausnahmebegabung zeigte, wurde er in die Schule geschickt. In der Volksschule in Ribnica wurde er als Vorzugsschüler ins Goldene Buch eingetragen. Das Gymnasium besuchte er in Ljubljana (Laibach), das Studium der Rechtswissenschaften absolvierte er in Wien. Während des Studiums kam er finanziell nur schwer über die Runden, denn seine Eltern wollten, dass er Geistlicher werde, und entzogen ihm ihre finanzielle Unterstützung.

Im Jahr 1828 begann er, in Ljubljana als Rechtsanwaltsanwärter zu arbeiten, vier Jahre später bestand er in Klagenfurt (Celovec) die Richter- und Anwaltsprüfung. In dieser Zeit begannen seine Lebenskrisen (die Eltern drängten ihn zur Ehe mit einer Deutschen, die er nicht wollte). Es entstand das Werk „Sonette der Traurigkeit“.

Prešeren veröffentlichte viele Werke in der Literaturzeitschrift „Kranjska è’belica“ (Krainer Bienchen). Bekannt ist auch sein Streit mit Jernej Kopitar (dieser und sein Schüler Franc Serafin Metelko wollten eine neue Buchstabenschrift für das Slowenische einführen). Prešeren wandte sich auch gegen Kopitars These, dass die Dichtung auf der Volksliteratur aufbauen müsse. Er setzte sich dagegen für eine „höhere“ Literatur ein.

Prešeren durchlitt in seinem Leben viele schwierige Perioden: Seine Muse, Julija Primic, verschmähte ihn; er hatte Schwierigkeiten im Beruf, lehnten doch die österreichischen Behörden beharrlich seine Gesuche um eine selbstständige Rechtsanwaltsstelle ab (er galt als politisch verdächtig); zu all dem erschütterte ihn der Tod seines Freundes und Ratgebers Matija Èop, der beim Baden in der Sava (Save) ertrank. Ihm widmete er neben einigen anderen Gedichten das Versepos „Die Taufe an der Savica“.

Lediglich ein Gedicht widmete er der Mutter seiner drei Kinder, Ana Jelovšek - „Die uneheliche Mutter“. Die Beziehung zwischen ihnen war nicht sehr tief, denn Ana war eine Frau ohne höhere Bildung.

Auf Grund etlicher Lebenskrisen durchlebte Prešeren einen körperlichen und geistigen Verfall, er ergab sich dem Alkohol und in diesem Zustand schrieb er häufig zotige Gedichte.

Später begann er, die Herausgabe einer Gedichtsammlung vorzubereiten - er reichte sie 1846 bei der Zensur ein, ein Jahr darnach erschien sie - unter dem Titel „Poesien“. Sie blieb seine einzige Gedichtsammlung.

Die Umstände wandten sich darauf für kurze Zeit ein wenig zum Besseren: Die Sammlung verkaufte sich gut und auch sein Gesuch um eine Rechtsanwaltszulassung nahm nunmehr einen günstigen Verlauf (es war bereits das sechste Gesuch).

Der Dichter in ihm begann abzusterben, auch körperlich war er in ganz schlechtem Zustand. Er starb an Leberzirrhose.
 

Einige (berühmte) Gedichte:

- Umdichtung (ins Slowenische) des Gedichtes „Lenore“ von Gottfried August Bürger
- Povodni mož (Der Wassermann)
- Turjaška Rozamunda (Rosamunde von Auersperg)
- Sonettenkranz (in deutscher Sprache)
- Glosa (Glosse)
- Gazele (Gazelen, lyrische Gedichte) 1-7

(mm)

 
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